Neunte Station: Die Pyrenäen IV (Val d' Estaing)
Nach dem Hotspot des gestrigen Tages
wollten wir nun wieder unsere eigenen Wege abseits des Mainstream
finden. Denn wir haben auch für uns als Familie in den letzten Tagen
einiges dazugelernt. Was ich zu erwähnen vergaß, war unser Ruhetag
nach den ersten beiden Wanderungen hier in den Pyrenäen. An diesem
Tag wollten wir nämlich keine Mammuttour laufen, sondern unsere
Vorräte auffüllen, Wäsche waschen und bei gutem Wetter in ein
Freibad gehen. Aber was passiert, wenn man mit einem Kleinkind einen
Supermarkt betritt, der voller Verlockungen ist? Man hat viiiieeeel
Spaß damit einen Disput auszufechten, wenn auch hier in Frankreich
Anna & Elsa der Renner sind und von jedem dritten Produkt
lieblich grinsen. Mittlerweile mögen wir die Einkaufstage gar nicht
mehr so richtig, da es fast jedes Mal zu Heulattacken bei Annika
führt, wenn wir ihr nicht das kaufen was sie möchte. Manchmal
kaufen wir ihr gerne etwas, auch ein neuer Anna & Elsa-Ball
kullert seit zwei Wochen mit im Wohnwagen herum, aber wenn wir all
ihre Wünsche erfüllen würden, könnten wir noch einen LKW
anhängen.
Nun ja, nach dieser weiteren unschönen
Erfahrung vor zwei Tagen dämmerte es uns plötzlich, dass wir die
harmonischsten Stunden und schönsten Erlebnisse weit weg von Konsum
und Kommerz erleben. Immer dann, wenn wir den ganzen Tag wandern und
im Wald unterwegs sind, haben wir ein liebes ausgeglichenes Kind und
keinerlei Streitigkeiten um materielle Dinge. Klar gibt es manchmal
auch Gemecker, aber das ist wahrlich nichts im Vergleich zu den
Supermarkt-Fiaskos. Da wir uns ja nun durch die verschiedenen Ketten
Frankreichs testen, können wir nach all der Zeit sagen, dass sie
allesamt irre groß sind und selbst uns als Erwachsene manchmal
überfordern. Dann stehen wir verwirrt in den vollen Gängen und
wissen gar nicht mehr was wir eigentlich kaufen wollten...
Jedenfalls sind unsere Wandertage eine
Wohltat dagegen und so ließen wir heute das Auto stehen und liefen
direkt vom Campingplatz rauf in die Berge. Das Val d' Estaing bietet
wirklich viele schöne Wanderwege ohne dass man erst weit mit dem
Auto fahren muss.
Übrigens joggt Matthias seit einigen
Wochen regelmäßig am Morgen (was ich sehr würdige und ihm wirklich
gut tut), so dass er uns hier seine neu entdeckte Joggingstrecke
vorstellte. Schon wandernd empfand ich es als anstrengend, also zolle
ich ihm meinen größten Respekt.
Somit liefen wir an diesem Tag eine
Teilstrecke des Fernwanderwegs GR 10, der uns wieder mal ins Träumen
über Langzeitwanderungen brachte. Um den GR 10 noch etwas
aufzulockern, legten wir noch einen Bergaufstieg auf den Pic du Pan
dazu und hatten somit auch noch eine super Aussicht ins Tal. Leider
wurde der anfangs gut markierte Aufstieg auf halber Berghöhe zu
einem unmarkierten Ziegenpfad durch Unmengen Farne, so dass wir die
Gipfelbesteigung nach einer Rast abbrachen um weiter auf dem GR 10 zu
wandern. Auf dem Rückweg entdeckten wir noch einige unserer lieb
gewonnenen Brombeersträucher und pflückten wieder leckere Beeren
für unseren Joghurt.
Und auch wenn wir uns bei jeder
Wanderung vornehmen es diesmal nicht zu übertreiben und mal einen
einfachen Weg zu laufen, wird es am Ende doch meist anstrengend. Wir
haben auch ein neues Wort dafür: Eigenschweißtherapie. ;-)
Klingt eklig, trifft aber ins Schwarze,
wenn wir mal wieder schwitzend einen Hang emporklettern. Am Abend,
nach einer Dusche, fühlen wir uns aber immer gut, Annika hat Appetit
auf Essen und wir sind stolz auf unsere Tagesleistung. Mal sehen was
die nächsten Tage in den Pyrenäen noch zu bieten haben.
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