Neunte Station: Die Pyrenäen II (Lac du Praa de Plat)
Neuer
Tag, neues Wanderglück. Immer noch happy von der Wanderung des
Vortages, wachten wir zwar mit Muskelkater auf, hatten aber noch
genug Lust und Energie heute wieder eine Bergtour zu unternehmen.
Zumal das Tal in dem wir uns befinden, noch mit so vielen tollen
Wegen lockt. Wir nahmen uns zwar vor heute eine leichtere Route zu
wählen, aber was passiert wenn man sich das vornimmt? Es wird erneut
ein Gewaltmarsch!
Gestern
sahen wir, dass ein weiterer Weg nach dem Parkplatz am Lac d'Estaing
ganz nach hinten in das schmaler werdende Tal führt und den wollten
wir uns mal genauer anschauen. Auch hier gab es wieder einem
Wegweiser, 2h45 sollte der Weg zum Lac du Pla de Prat dauern. Also
ging es los, diesmal fing der Weg breit und flach an und führte
später in schmalen Serpentinen am Hang hinauf und tiefer in das Tal
hinein. Da der Weg zwar lang, aber nicht so steil wie unsere gestrige
Tour war, liefen ihn auch weitaus mehr Wanderer. Zum Glück verlor
der Weg mit seinen Begegnungen und allerhand 'Bonjour' aber nicht
seinen Reiz. Insgesamt benötigten wir ca. drei Stunden für den
Hinweg und die Strecke zog sich sehr. Da wir diesmal aber auch
wirklich den See erreichen wollten, liefen wir weiter und ließen uns
von unseren müden Beinen nicht abhalten. Annika schien aber topfit,
sie stapfte stets motiviert den schmalen Pfad, auch über die
Geröllfelder.
Als
das Tal sein Ende fand, lag dort tatsächlich ein kleiner See welcher
von einem Bach hoch oben in den uns umgebenden Gipfeln gespeist
wurde. Ein paar weitere Wanderer saßen am Ufer und hielten ebenfalls
Rast. Wir liefen noch um den See herum um dort ganz ungestört auf
einer Wiese über unsere Vorräte herzufallen. Auch hier stand wieder
eine Hütte der Berger. Und als wir so saßen und nach oben schauten,
entdeckten wir sie, wie sie eine Kuhherde vom Hang zu uns in die
Talsenke trieben. Da hatten wir wieder einmal Glück, dass wir das
live beobachten konnten. Der Hang war sehr steil und die Kühe
gerieten teilweise ins Rennen, aber alle kamen heil unten an. Über
uns zog sich der Himmel zu, Wind kam auf und erste Regentropfen
fielen herab. Ob der Abtrieb der Kühe wohl etwas mit dem Wetter zu
tun hatte? Der Wetterbericht hatte Regen und Gewitter vorhergesagt,
nur bisher war davon nichts zu spüren. Die anderen Wanderer machten
sich jedenfalls auf den Rückweg und wir hatten das Gefühl dass es
wohl auch schlauer wäre nun umzukehren. Wir aßen noch schnell ein
paar Leckereien und waren nun die letzten Wanderer, die den Talkessel
verließen.
Zu
unserem Glück hörte der Regen aber nach wenigen Minuten wieder auf
und den dunklen Wolken folgte wieder hellerer Himmel. Durch unseren
späten Aufbruch waren wir nun tatsächlich die einzigen Wanderer im
Tal und blieben ganz bewusst mal stehen und horchten in die Stille
hinein. Es war nämlich wirklich richtig still. Oftmals hört man ja
immer noch ein Flugzeug in der Ferne, aber dieses Mal war es so
ruhig, dass ich mein eigenes Blut in den Ohren rauschen hörte.
Solche Momente hat man wirklich ganz selten. Als wir weiterliefen,
gesellte sich aber ein Geräusch dazu: das Pfeifen der Murmeltiere.
Eine wirklich beeindruckende Wanderung.
Als
der Weg wieder zurück in den Wald führte, begegneten wir den
Schafen die zuvor den Hinweg im Tal säumten. Auch sie wollten zur
Abenddämmerung (es war schon nach 17 Uhr) ins Tal und liefen laut
mähend die Hänge hinunter.
Heute
waren unsere Knochen noch müder, denn auch wenn der Wanderweg
weniger steil war als am Vortag, so war er doch im einiges länger.
Auch hier waren wir wieder um die sechs Stunden wandernd unterwegs.
Kurz vorm Ziel plünderten wir noch einen Brombeerstrauch und freuten
uns über die fruchtige Stärkung kurz vor Erreichen der bequemen
Autositze, die sich wie Wellness anfühlten, als wir uns setzten.
Doch den Vogel schoss Annika ab als ich sie fragte: Und, tut Dir
irgendwas weh?" und sie ganz trocken antwortete: "Wovon
denn?".
Heute
hatten wir bestimmt 25 km in den Beinen und Annika zuckte nicht mal
mit der Wimper... :-)
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